„Und der Preis geht an…“ – Wofür der Karlspreis wirklich steht

Bereits seit 1950 wird der sogenannte „Internationale Karlspreis zu Aachen“ an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich nach Meinung der Jury ganz besonders um Europa verdient gemacht haben. Zu seinen Empfängern gehören u.a. Winston Churchill, der völlig unnötigerweise Dresden bombardieren lies, und der erste Präsident der EU Walter Hallstein, der in seinem vorherigen Leben als NS-Jurist die juristischen Grundlagen für die Verwaltung eines nationalsozialistischen Europas entwickelt hatte.

Was die Jury als „Verdienste“ würdigt, wird in der Gestalt des ersten Preisträgers Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi deutlich: Die Förderung eines Europas als ein „westlich“ orientierter Einheitsstaat, in dem die europäischen Kulturen (ohne die russische) zu einem Einheitsbrei verschmolzen werden. Neuderdings kommt noch die Förderung der Einwanderung dazu, um den Einheitsbrei international zu machen und auf das Niveau der USA abzusenken. Auch hier ist das Ziel klar, der berühmte Journalist Peter Scholl-Latour fasste es ja wie folgt zusammen: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern wird selbst Kalkutta.“

Die Jury lässt dabei (wissentlich?) außer Acht, dass sich der europäische Humanismus und die Grundlagen der europäischen Kultur von Leonardo da Vinci bis Goethe, von Shakespeare bis Kant, in einer kleinteiligen, national geprägten politischen Landschaft entwickelt haben, während die kulturellen Beiträge aus dem „Schmelztiegel“ USA eher vernachlässigbar sind. Kultur und Humanismus entwicklelten sich im friedlichen Austausch verschiedenartiger Settings, die im freundschaftlichen Wettbewerb zueinander standen, nicht in einem Großreich, in dem es nur eine einzige zugelassene Kultur gibt.

Gleichzeitig propagiert Coudenhove-Kalergi in seinem „Paneuropäischen Manifest„, das als erster Aufschlag zur Bildung der EU gesehen werden kann, ein Europa ohne Russland, das sich gegen Russland bewähren und behaupten muss. Damit folgt er der angelsächsischen Propaganda, deren erklärtes Ziel es war und ist, einen europäischen Wirtschaftsraum unter Einbeziehung Russlands zu verhindern, insbesondere eine Partnerschaft zwischen Deutschland und Russland. Deshalb hatten auch ein Willy Brandt, ein Helmut Schmidt oder gar ein Gerhard Schröder nie eine Chance auf diesen Preis, da sie sich für die Versöhnung und Verständigung mit Russland eingesetzt haben. Aber auch Charles de Gaulle, der für ein „Europa der Vaterländer“ eintrat, hatte natürlich keine Chance auf diesen Preis, ebensowenig wie Michail Gorbatschow, ohne den dessen Perestroika-Politik das heutige Europa nicht möglich gewesen wäre.

Stattdessen wurden Menschen geehrt wie das Ex-NSdAP-Mitglied Karl Carstens, der Vietnamkrieg-Organisator Henry Kissinger, der fragwürdige Steueroasen-Regent Jean-Claude Juncker und der Geldkofferträger Wolfgang Schäuble.

Die Geschichte der Verleihungen des Karlspreises zeigt deutlich, dass die politische, kulturelle und wirtschaftliche Einheit in einem kapitalistischen Europa gegen Russland der Leitgedanke des Gremiums war.

2022 wurde die politische Instrumentalisierung auf die Spitze getrieben, als drei junge Frauen mit dem Karlspreis geehrt wurden, die sich öffentlich gegen den weißrussischen Präsidenten Aljaksandr Lukaschenko gestellt hatten.

Am 14. Mai dieses Jahres wird er verliehen an Wolodymyr Selenskyj, den Präsidenten der Ukraine – einem „würdigen“ Empfänger, wenn man den Namensgeber betrachtet. Etwas Wunschdenken scheint auch dabei zu sein, denn die kriegerischen Erfolge Karls des Großen kann Selenskyj (noch) nicht vorweisen.

Karl der Große – ein kriegerischer Eroberer

Wenn sich der Karlspreis an seinem Namensgeber Karl dem Großen orientiert, dann scheint er bei Wolodymyr Selenskyj durchaus richtig zu sein. Obwohl heutzutage verklärt und romantisiert, dürfen wir nicht vergessen, wie Karl der Große einst Europa beherrschte: Mit dem Schwert, mit blutiger Gewalt, mit Unterdrückung und durch die Vernichtung der Kulturen, die nicht der eigenen entsprachen. Er führte beispielsweise einen zweiunddreißigjährigen Krieg gegen die Sachsen, deren Volk er dezimierte, deren Heiligtümer er vernichtete und die er zur Annahme des christlichen Glaubens zwang. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Karl dem Großen auch in Nazi-Deutschland große Anerkennung zuteil wurde – er war quasi das Vorbild des Reiches, das man unter deutscher Führung in Europa errichten wollte.

Nimmt man der Geschichte ihre romantische Verklärung, erkennt man, wofür der Karlspreis wirklich steht: Er ist ein Anti-Kultur-Preis, der für die Vereinheitlichung und Zentralisierung der kulturellen Vielfalt Europas steht und damit für die Vernichtung der differenzierten, humanistischen, vielfältigen nationalen europäischen Kulturen, er ist eine versteckte Verherrlichung der Gewalt und steht für kriegerische Auseinandersetzung, rücksichtslose Vernichtung und kriegerische Eroberung, und er ist ein Projekt angelsächsischer Propaganda zur Verhinderung einer engen Partnerschaft zwischen Deuschland / Europa und Russland.

Und so hat er mit Wolodymyr Selenskyj einen weiteren „würdigen“ Empfänger, auch wenn dieser als Schauspieler wohl vor allem eine gut bezahlte Rolle in einem Drehbuch spielt, das von den gleichen Mächten geschrieben wurde, die eine Verständigung, eine Versöhnung und eine gemeinsame wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Deutschlands und Europas gemeinsam mit Russland mit allen Mitteln verhindern wollen.

Eine Teilnahme an der Gegenveranstaltung sei jedem ans Herz gelegt, der es zeitlich und räumlich einrichten kann.

Eine Antwort auf „„Und der Preis geht an…“ – Wofür der Karlspreis wirklich steht“

  1. Hallo Dietmar,

    Du hast es wunderbar dargestellt wie der Spaltkeil zwischen Europa und Russland schon seit Ende des zweiten Weltkrieges immer weiter (speziell D-Russland) getrieben wurde. Und die Medien sind hier mit die grössten Akteure.

    Vielen Dank für Deine wertvolle Arbeit!

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